Lebensträume
Das Projekt LEBENSTRÄUME
Ein künstlerischer Umgang mit den ganz unterschiedlichen Lebensträumen psychisch erkrankter Menschen.
"Was ist Dein Lebenstraum?" Haben Sie sich diese Frage schon einmal oder immer wieder einmal gestellt? Es ist eine sehr persönliche Frage und die ehrliche Beantwortung erfordert Mut. Sie richtet den Blick auf eine tiefere Ebene, fern von alltäglichen Sorgen und To Do´s. Träume regen die Phantasie an und sie weiten den Raum des Machbaren ...
Lebensträume - Foto-Wander-Ausstellung
Mithilfe der inszenierten Fotografie und der empathischen Arbeit professioneller FotografInnen wurden die Bilder realisiert. Die Bilder sind öffentlich und werden als Wanderausstellung gezeigt. Damit öffnet der St. Georgshof und das ABW Marktoberdorf seine Türen und gibt gesunden Menschen einen Einblick in eine ganz andere Lebenswirklichkeit. Jede Träumerin und jeder Träumer steht hiermit für sich ein und ermutigt auch Sie darin für Ihren Traum einzustehen. Gerne machen wir diese Lebensträume auch in Zukunft im Rahmen einer Foto-Wander-Ausstellung einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich. Bei Anfragen rund um dieses Projekt wenden Sie sich gerne telefonisch an den St. Georgshof unter 0 88 60 - 92 19 611 oder per Mail.
An dieser Stelle danken wir den Fotografen Armin und Barbara Zacherl, die durch ihre kreative und großzügige Unterstützung das Projekt LEBENSTRÄUME haben groß werden lassen und Carmen Janzen, die den kreativen Prozess immer wieder individuell begleitet.
Mein Lebenstraum: Modern Dance (Jenny S.)
Tanzen und Singen sind für Jenny S. wichtig. Sie gewinnt Abstand zu ihren täglichen, krankheitsbedingten Herausforderungen. Die Bewegung macht sie glücklich, ihr Körper kann entspannen und Jenny sich in ihm sicher fühlen.
Jenny S. lebt mit den Symptomen ihrer psychischen Erkrankung im ambulant betreuten Wohnen des St. Georgshofs. Oft wird ihr Alltag durch Ängste unterbrochen. Sprache dafür zu finden ist dann schwer, Musik und Bewegung sind ein heilsamer Weg, um aus einer Krise herauszufinden.
Es war ein langer Prozess zu Jenny S. Lebenstraum. Sie ließ sich jedoch nicht beirren und suchte danach, was ihr Leben lebenswert macht. Beim Tanzen kann sie lachen und genießen.
Unser besonderer Dank gilt der FOS Kaufbeuren, die uns ihre tollen Räumlichkeiten zur Verfügung stellte, sowie der Fotografin Carmen Janzen.
Mein Lebenstraum: Pferdefreunde fürs Leben (Veronika G.)
Während des Entstehungsprozesses zu Veronika G´s Lebenstraum, konnten wir ihr regelmäßige Treffen mit Pony Fitus und Pferd Ronny ermöglichen. Sie geht in den Stall zum Streicheln, Striegeln und Füttern. Außerdem unternimmt sie Spaziergänge mit den Pferden. Fitus freut sich, wenn Veronika kommt und wartet geduldig, er ist zu jedem Treffen verlässlich da.
Veronika G. lebt mit den Symptomen ihrer psychischen Erkrankung im St. Georgshof. Für sie bedeutet die Beziehung zu dem kleinen Pony Trost und Geborgenheit. Wenn es krankheitsbedingt schwerfällt, Vertrauen zu anderen Menschen aufzubauen, können Tiere in der Therapie zu einem Gefühl der Sicherheit verhelfen.
Veronika wird gebraucht, sie kann sich um Fitus kümmern und wird von ihm so akzeptiert wie sie ist. Mittlerweile ist er zu einem richtigen „kleinen Freund“ geworden und Veronika kann ihre Besuche bei den Pferden fortsetzten.
Unser besonderer Dank gilt unserer Mitarbeiterin Johanna Reichart mit ihren Pferden Ronny und Fitus und der Fotografin Carmen Janzen.
Mein Lebenstraum: "Mein Chevrolet" (Niklas F.)
Momentan lebt Niklas F. in einer Wohngruppe des St. Georgshofs, wo er Struktur und Wertschätzung für seine vielen handwerklichen und sozialen Fähigkeiten erfährt.
Sein Wunsch war es, einmal Chevrolet fahren zu dürfen.
Wie fühlt man sich in so einem außergewöhnlichen Auto? Exotisch - andere wären beeindruckt! Wer so ein Auto fährt, will hoch hinaus. Vielleicht zum Arbeiten fahren, in eine große Stadt oder sogar dort leben.
Wo es für Niklas F. „mal hingehen soll in Zukunft“ ist noch ungewiss. Sicher ist, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, das ist sein großer Wunsch, trotz seiner Erkrankung.
Diesen Lebenstraum haben großartige Menschen für einen Tag in die Wirklichkeit umgesetzt. Unser Dank gilt Frankie´s Garage aus Marktoberdorf. Unserem Mitarbeiter Christof Harm und der Fotografin Carmen Janzen.
Mein Lebenstraum: Actionheld (Alex J.)
Lebenstraum Actionheld? Auch wenn dieser Lebenstraum im ersten Moment unerreichbar scheint, so haben wir ihn trotzdem ernst genommen.
Denn es steckt oft Wichtiges dahinter. Alex J. ist es durchaus bewusst, dass er kein Actionheld mehr werden kann. Vielmehr geht es um Bedürfnisse, welche in seiner Lebenssituation schwer zu erfüllen sind.
Alex J. lebt mit einer psychischen Erkrankung. Er leidet unter starken Ängsten. Sich diesen zu stellen, kostet ihn große Überwindung.
Sein Actionheld hingegen verkörpert Stärke und Akzeptanz, ihm ist es möglich sich zu verteidigen und Bedrohungen zu besiegen.
Für das Fotoshooting verbrachte Alex J. einen Tag im Bergwacht Trainingszentrum in Bad Tölz. Hier ist es auch ihm gelungen seine Ängste zu überwinden, und als Highlight einen Helikopterflug durch die Halle zu genießen.
Wir danken dem Bergwacht Trainingszentrum Bad Tölz, dem Team des BR, der Fotografin Carmen Janzen und den Mitarbeitern des St. Georgshofes, die an diesem Foto mitgewirkt haben.
Mein Lebenstraum: Bergführer (Uli K.)
Der 14-jährige Ulrich K. entdeckte seine Leidenschaft zum Klettern in seiner Heimat der Südpfalz. Damals nahmen sein Vater und sein Onkel ihn zum ersten Mal mit an den Sandsteinfelsen Trifels. Seither hat Herrn K. die Faszination der Berge nicht mehr losgelassen.
I am a Rock – der Songtitel von Simon & Garfunkel „Einer meiner Lieblingssongs:“ sagt Ulrich K.
Der Mann, der oft selbst unnahbar wie ein Fels wirkt, hat trotz schwerer Krankheit und harter Tiefschläge seine Liebe und Können zum Bergsteigen immer beibehalten. Herr K. sucht die Herausforderung am Berg sowie im Leben. Er geht ans Limit.
Heute lebt er im St. Georgshof und spürt eine Demut vor dem Berg. Ein großes Anliegen ist ihm, anderen Menschen die Schönheit der Natur näher zu bringen. Sein Traum ist es, seine Passion zum Beruf zu machen.
Wir danken den Heilerziehungspflegern, Ergotherapeuten und Bewohnern, die an diesem Foto mitgewirkt haben: Michael Shamma, Susanne Furch, Thomas Pahl und Britta Weimer.
Mein Lebenstraum: Mein Garten (Walter W.)
„Früher habe ich die Natur zerstört, heute gestalte ich sie.“
Mit diesen Worten reflektiert Walter W. seine heutige Lieblingsbeschäftigung – die Pflege des Gartens und den Umgang mit der Natur. Er stammt aus Pfronten im Allgäu und arbeitete dort bis 2014 als Forstarbeiter und LKW Fahrer auf dem Bau. Er war für Baumfällungen zuständig und als Fahrer eines Betonmischers für das Betonieren von Grünflächen.
Heute liebt er es im Garten des St. Georgshof zu säen, pflanzen, düngen, wässern und beschneiden. Er schafft neue Kräuterecken, bringt Dekorationen an und räumt auf, was bei anderen liegen bleibt.
Wenn die anderen Bewohner*innen des Hauses nach ihrer Arbeit in den Feierabend gehen, zieht es Herrn W. in den Garten. In dem Wechsel aus Blüte, Vergehen und erneutem Wachstum sieht er den unbedingten Lebenswillen der Pflanzen. Es erinnert ihn an sich selbst. Körperliche und seelische Tiefschläge konnte er nur mithilfe seines kraftvollen Lebenswillens meistern.
Mein Lebenstraum: Dolmetscher in einem Start Up Unternehmen (Sergej K.)
Sergej K. stammt aus Russland und zog im Alter von elf Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland.
Der Umzug in eine andere Kultur prägte sein weiteres Leben. Denn während er die sprachlichen Hürden schnell überwand, fand er nur schwer in Kontakt mit den Menschen in Deutschland. Sein sozialer Rückzug evozierte seine psychischen Beschwerden. Sergej K. konnte seinen Weg in ein selbstständiges Leben nicht beschreiten. Heute lebt er mit vielen Menschen am St. Georgshof und erfährt viele Freundschaften und stabile Beziehungen. Er fand die Kraft, seinem Berufswunsch nachzugehen. So belegt er einen Sprachkurs in Englisch, um sich auf die Dolmetscherschule vorzubereiten.
Anstatt aus dieser Gesellschaft ausgeschlossen zu sein, wird Herr K. zur Verständigung unter den Kulturen beitragen.
Wir danken den Heilerziehungspflegern, Ergotherapeuten, Betreuungshelfern und Sozialpädagogen, die an diesem Foto mitgewirkt haben: Florian Dietz, Tony Barchet, Benjamin Gönen, Stefan Jacobi, Pelin Lermi, Alexander Nierer, Thomas Pahl und Bettina Wittig.
Mein Lebenstraum: Altenpflegerin (Stephy W.)
Altenfpflegerin - Ein Traum? Altenpflegerin? Wäre es nicht viel traumhafter, NICHT arbeiten zu müssen und wenn, dann in einem Job, wo man reich wird, wenig Arbeit leisten muss und die meiste Zeit die Beine hochlegen kann?
Stephy W. lebt mit den Symptomen einer Borderline Persönlichkeitsstörung. Für sie bedeutet das Berufsbild der Altenpflegerin Halt und Sicherheit. Und es knüpft eine Verbindung zu ihrer Mutter, die auch als Altenpflegerin arbeitet. Die Nähe zu den alten Menschen, die neben ihrer Bedürftigkeit Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen, tut Frau W. gut.
Für das Fotoshooting verbrachte sie vier Tage in Altenheim Gulielminetti in Marktoberdorf. Hier lernte sie ihre Fotopartnerinnen kennen und kam ihrem Traum schon viel näher.
Wir danken dem Team des Pflegeheims Gulielminetti und einer ganz besonderen Bewohnerin.
Mein Lebenstraum: 'Ein Bier vor vier' (Michaela K.)
An eine Regel hält sich Frau K. eisern – „Ein Bier nach vier!“
So wie viele ihrer Mitbewohner*innen, die am St. Georgshof in der Förderstätte, in der Arbeits- und Beschäftigungstherapie oder in der Werkstatt für Behinderte Menschen arbeiten, läuft sie täglich nach Feierabend in den Dorfladen in Rettenbach am Auerberg. Dort gönnt sie sich dann ihr Feierabendbier. Dieses Ritual ist zu einer stabilisierenden Säule in ihrem Alltag geworden. Sie unternimmt einen täglichen Spaziergang, trifft Menschen aus dem Dorf und erfährt viel Neues.
So wichtig Regeln sind, so schön ist es, diese einmal aussetzen zu dürfen. Im Mariahilfer Sudhaus bei Seeg genießt Michaela K. ihr Bier vor vier. Gemeinschaft leistet ihr ihr guter Freund Alexander J. Danke Michaela, dass Du so lange Geduld hattest. Denn bis Du endlich den ersten ersehnten Schluck nehmen durftest, mussten noch einige Bilder geschossen werden!
Wir danken dem Team des Gasthauses Mariahilfer Sudhaus und Alexander Jesse, der sich extra bayerisch kleidete.
Mein Lebenstraum: 'Mein Leben. Mein Weg' (Benni G.)
Das Leben in Selbstverantwortung zu gestalten, darin liegt die ganz natürliche Erwartung aller heranwachsenden Menschen und der LEBENSTRAUM von Herrn G. Ein scheinbar banales Bild - ein junger Mann auf dem Weg zu seiner Arbeit - steht für diesen Traum.
Sein Gesicht konnten die BetreuerInnen lange nicht sehen, als Herr G. 2018 in die Förderstätte des St. Georgshof kam. Er trug immer sein Kap, darüber die Kapuze seines Hoody und hielt den Kopf stets gesenkt. Und trotzdem mochten alle diesen stillen Typen bald gern. Mit der Zeit wurde er ein festes Mitglied der Industriegruppe, mit der Zeit erzählte er immer mehr von sich und irgendwann begann er Späße zu machen und seinem Gegenüber in die Augen zu schauen.
Nicht mehr lange und Benni wird seinen Weg hinaus aus der Förderstätte finden, in Richtung erster Arbeitsmarkt. Denn sein Misstrauen, das ihn in Menschengruppen oft bremste, ist kleiner geworden und sein Wunsch nach einem eigenen Weg, einer eigenen Wohnung und einem eigenen Freundeskreis größer.
Wir wünschen Dir viel Mut und Entschlossenheit, Benni!
Mein Lebenstraum: Bauer (Ewald P.)
Herr P. war in der Frankau ein gern gesehener Mitbürger. Jahrelang besuchte er die Landwirte und half im Rahmen seiner Möglichkeiten mit. Auf Grund seiner eingeschränkten Mobilität konzentrierte sich sein Engagement in den letzten Jahren auf den Hof von Familie Bayrhof, Frankau. Dort saß er jeden Abend auf einem Baumstamm, wedelte mit einem Stock und lotste so die Kühe, die von der Weide zurückkamen, in den Stall. Zum Ausklang tranken die beiden noch ein Feierabendbier. Leider verstarb Herr P. im Dezember 2011 im Alter von 79 Jahren.
Wir bedanken uns: Bei Fr. Monika Holzheu aus Lengenwang für den Trachtenanzug. Beim Landwirt Hr.Bayrhof aus der Frankau für die Mitarbeit und das Bereitstellen der Kühe.
Mein Lebenstraum: Motorradfahrer (Stefan D.)
Schon als Kind durfte Herr D. auf dem Motorrad seines Vaters mitfahren. Dies weckte in ihm den Wunsch, selbst eine solche Maschine zu besitzen und auf dieser durchs Land zu brausen, um das Gefühl von Freiheit und die Geschwindigkeit zu genießen. Für sein Foto hat er sich auf den Sozius eine Blondine gewünscht, weil dies zu seinem Bild von Motorradfahrern dazugehört. Schon durch das Tragen der Motorradkombi verwandelte sich Herr D. von einem introvertierten in einen starken, selbstbewussten Mann. Durch das Motorrad und die dazugehörige Blondine wurde dies noch verstärkt. Herr D. hat im Verlauf der letzten Jahre große Fortschritte gemacht. Er hat das Wohnheim verlassen, lebt in einer eigenen Wohnung und wird nur stundenweise vom Team unseres Ambulant Betreuten Wohnens betreut.
Wir bedanken uns: Bei Frau Daniela Eisenlauer, die zu dem Zeitpunkt im St. Georgshof den FSJ Dienst absolvierte und nach längerem hartnäckigen Bitten bereit war, als „heiße Blondine“ auf dem Motorrad zu sitzen. Bei Hr. Hensel aus Lengenwang für die Leihgabe des Motorradkombi. Bei Hr. Waldmann aus Frankau für die Leihgabe des Motorrades.
Mein Lebenstraum: Braut (Hedwig H.)
Wie viele Frauen, hatte auch Frau H. den Wunsch, einmal im Leben als wunderschöne Braut im weißen Kleid bewundert zu werden. Dies war ihr so wichtig, dass die sonst eher unruhige Frau H. für ihre Verwandlung zur Braut, zwei Stunden lang still sitzen konnte. Sie hat Lockenwickler, Augenbrauenzupfen und Make up ertragen. Zudem war sie bereit, den St. Georgshof für die Fahrt zum Fotografen zu verlassen. Obwohl einige Mitbewohner als Bräutigam mit auf das Foto wollten, hat sie darauf verzichtet denn: „Dafür brauchts keinen Mann“. Beim Fotograf stellte sich heraus: Heiraten ist eine ernsthafte Sache, weshalb sie uns nur ein Mona Lisa lächeln schenkte. Bei der Betrachtung ihres Fotos meinte Frau H.: „Der Hundling hat mir den Kopf vertauscht, so schön bin ich nicht!“
Wir bedanken uns: Bei Fr. Barbara Walther aus Thalhofen für das Brautkleid ihrer Schwiegermutter. Bei Fr. Rottler aus Aidlingen für die umfangreichen Näharbeiten und Neugestaltung des Kleides.
Mein Lebenstraum: Carmen (Frau Ü.)
Frau Ü. wollte als schöne, starke, leidenschaftliche, von Männern bewunderte Frau fotografiert werden. Was liegt bei ihrem Vornamen näher als die „Carmen“ aus der gleichnamigen Oper von Georges Bizet zum Vorbild zu nehmen!
Also haben wir ein Flamenco Kleid gekauft und aus einem Mädchen voller Selbstzweifel in kürzester Zeit eine strahlende Schönheit gemacht, die ihr neues Körpergefühl genossen hat. In kürzester Zeit, weil diese Schönheit in ihr steckt und mit mehr Selbstvertrauen, ein wenig Make up und passender Kleidung jederzeit zum Vorschein kommen kann.
Mein Lebenstraum: Engel Aloisius (Roland F.)
Dieser Lebenstraum erschließt sich einem nicht auf den ersten Blick. Kennen Sie die Geschichte „Ein Münchner im Himmel“ von Ludwig Thoma? Aloisius, Dienstmann 172 am Münchner Bahnhof, wird vom Schlag getroffen. Im Himmel wird ihm von Petrus eine Harfe und eine Wolke zugeteilt. Zukünftig soll er „Frohlocken“ und „Hosianna“ singen. Nachdem ihm die Verpflegung im Himmel und seine Arbeit nicht gefallen, wird Aloisius renitent und fängt an zu fluchen. Als Gott sich durch sein herausforderndes Verhalten gestört fühlt, sendet er Aloisius als Botschafter auf die Erde zurück. Er soll der bayrischen Staatsregierung seine göttlichen Ratschläge überbringen. Aloisius ist dort leider noch nicht angekommen, weil er einen Zwischenstopp im Hofbräuhaus eingelegt hat und dort bis zum heutigen Tag sitzt!
Fazit: Aloisius hat es geschafft, durch sein herausforderndes Verhalten unsterblich zu werden. Er ist der von Gott gesandte Retter der bayrischen Staatsregierung und es liegt in seiner Macht, den Zeitpunkt für die Übergabe der Ratschläge zu bestimmen. Herr F. bewundert die Macht und Schlitzohrigkeit von Aloisius und lebt die Parallelen zu seiner Person.
Mein Lebenstraum: Reiche Dame (Cony S.)
Reich sein, unbekümmert Geld ausgeben, Fernreisen, Schmuck, Designer Kleidung, eigene Villa, Luxusauto, Dienstpersonal… Der Liste könnte jeder von uns sicherlich noch ein paar Wünsche hinzufügen. Und wenn wir ehrlich sind, könnten wir uns manchen Wunsch erarbeiten. Jedoch ist uns dafür oft der Preis zu hoch. Jahrelang auf viele Dinge, die das Leben schön machen verzichten, um sich einmal in ferner Zukunft Luxus erlauben zu können? Für viele betreute Menschen, die nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt ihr Geld verdienen können, sind diese Wünsche noch unerreichbarer.
Das Foto zeigt ihre Vorstellung von einer reichen Dame. Dazu gehören für sie: Schöne Kleidung, viel Schmuck und die Möglichkeit im Spielcasino einfach mal ein paar Hunderter liegen zu lassen. Obwohl Frau S. Nichtraucherin ist und der Martini der erste ihres Lebens war, gehören für sie Cocktails und die lange Zigarettenspitze zu einer reichen Dame dazu. Bei der späteren Bildbetrachtung fanden wir, dass Frau S. so in jedem James Bond Film als reiche Dame mitspielen könnte.
Mein Lebenstraum: Konditor (Peter M.)
Herr M. hatte seit seiner Kindheit ein sehr entbehrungsreiches Leben geführt. Er konnte leider keinen Beruf erlernen, sein Traumberuf wäre Konditor gewesen. Jedoch hätte er nach eigener Aussage seine Torten nicht verkauft, sondern alle selbst verspeist!
Diesen Wunsch nach einer eigenen Torte konnten wir ihm erfüllen. Mit etwas Unterstützung und viel Freude stellte er eine Schwarzwälder Kirschtorte her. Herr M. durfte schon bei der Zubereitung naschen so viel er wollte. Anfangs hatte er Hemmungen, aber schon bald schleckte er Sahne und viele Kirschen landeten in seinem Bauch. Dabei grinste er uns schelmisch zu, denn trotz unserer Aufforderung, sich zu bedienen, hatte er das Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Beim Fotoshooting sollte er mit einer Gabel beherzt in die Torte stechen und davon so viel wie möglich essen. Als er jedoch die sehnsüchtigen Blicke seiner Mitbewohner sah, wollte er lieber die Torte mit allen teilen.
Leider verstarb Herr M. im Oktober 2012 im Alter von 61 Jahren nach einer schweren Krebserkrankung.
Mein Lebenstraum: Almmädel (Margit K.)
Einen passenden Begriff für den Lebenstraum von Frau K. zu finden, fiel uns schwer. Am ehesten würde es vielleicht „Heidi erwachsen“ treffen. Wir bekamen von ihr über einen längeren Zeitraum hinweg einzelne Informationen, die in etwa der folgenden Beschreibung entsprachen: „Ich möchte auf einer Alm in den Bergen leben, Heu machen, Tiere versorgen (keinen Hund), vielleicht in einer Hütte in der man Essen und Trinken kann.“
Beim Fotoshooting war sie etwas angespannt, denn einfach nur vor einer Bergkulisse in die Kamera zu lächeln entsprach nicht ihrer Vorstellung. Es befand sich aber in der Nähe eine frisch gemähte Wiese. Mit einem Rechen in der Hand machte sie sich an die Arbeit. Sie häufte freudestrahlend eine Reihe nach der anderen auf und vergaß den Fotografen und alle anwesenden Personen. Später erzählte sie uns, diese Arbeit habe sie zu Hause bei ihren Eltern häufig gemacht.
Mein Lebenstraum: LKW Fahrer (Christoph E.)
Herr E. ist seit vielen Jahren ein begeisterter Sammler von LKW Modellen (herpa). Er kennt jeden Typ und hatte natürlich auch genaue Vorstellungen, welcher LKW mit ihm zusammen auf das Foto sollte. Leider konnten wir zunächst einen seinen Anforderungen entsprechenden LKW nicht finden; also machte sich Herr Ertl selbst auf die Suche.
Schon bald fand er bei der Firma Kugelmann in Rettenbach seinen Traum-LKW. Er nahm Kontakt zu dem LKW Fahrer auf, machte Terminabsprachen und organisierte das Fotoshooting selbst. Wir mussten nur noch zum vereinbarten Termin mit dem Fotografen erscheinen.
Wir bedanken uns: Bei Herrn Christoph Ertl für die hervorragende Organisation. Bei der Firma Kugelmann und besonders bei Herrn Josef Büchele, dem LKW Fahrer.
Mein Lebenstraum: Punker (Stefan K.)
Stefan K. hatte vor seiner Erkrankung schon einige Zeit in der Punkszene gelebt und verbindet damit schöne Erinnerungen. Diese wollte er in einem Bild festhalten. Mit dem „Punk sein“ verbindet er Begriffe wie: Zusammenhalt, Solidarität und Akzeptanz der persönlichen Eigenheiten. Aus den „wilden Jahren“ hat er nur das Tragen von provozierender Kleidung beibehalten. Herr K. ist ein einfühlsamer, freundlicher Mensch der hin und wieder durch provokante Äußerungen an seinen Mitmenschen testet, wie wild er noch ist.
Wir bedanken uns: Bei den Punkern Felina, Bianca, Sabi, Tobi und Basti, fast alle Heilerziehungspflege-Schüler/innen, denen es schwer fiel, nicht zu lächeln, sondern wie Herr K. wild und grimmig in die Kamera zu schauen.
Mein Lebenstraum: Sänger / Rockstar (Rainer P. )
Rainer verfügt über ein großes musikalisches Talent. Er hat eine ganz wunderbare Stimme und ein unfehlbares Rhythmusgefühl. Er findet beim gemeinsamen Singen immer die passende zweite Stimme. Sein Lebenstraum ist jedoch, einmal die erste Stimme sein zu können.
Diesen Lebenstraum wollte er sich mit Hilfe des Sängers der Spider Murphy Gang, Günther Sigl, erfüllen. Am 22. Juni 2013 traf Rainer den Bandleader in Buching bei einem Konzert und bat ihn, mit ihm gemeinsam auf der Bühne stehen zu dürfen, und das Lied „Herzklopfen“ singen zu können. Ganz mutig fragte Rainer ob dies möglich sei. Schön wäre es, wenn hier jetzt stünde: Ja, es war möglich! Doch leider konnte sich dieser Traum nicht so erfüllen, wie es sich Rainer gewünscht hat.
Aber !!! Trotzdem konnte Rainer im Backstage-Bereich seinem Idol so nahe sein, wie sonst keiner. Die Bilder sprechen für sich. Und vielleicht sprang in diesem Moment ein Stückchen Ruhm auf Rainer über und beflügelt ihn, irgendwann selbst als „Star“ auf einer Bühne zu stehen um mit seiner einzigartigen Stimme Menschen zu begeistern. Auf dem Marktoberdorfer Aktionstag im Juli 2013 konnte er als erster Trommler der Trommelgruppe des St. Georgshofs bereits zeigen, welche Talente noch in ihm stecken.
Rainer hat sehr große Fortschritte gemacht und konnte Ende Juli 2013 aus dem Wohnheim ausziehen und lebt nun in einer betreuten Wohngemeinschaft in Marktoberdorf. Sein nächster Traum ist es, „Haindling“ zu treffen. We will see !!!
Unser Lebenstraum: Wir heiraten
Dieser Lebenstraum erfüllte sich für Conny und Norbert mit einer tollen Hochzeit. Die Beiden haben sich im St. Georgshof kennen und lieben gelernt. Der Glaube an eine gemeinsame Zukunft gab ihnen viel Kraft. So konnten sie den Wohnheimbereich des St. Georgshof verlassen und leben jetzt in einer vom ABW betreuten Wohngemeinschaft in Rettenbach am Auerberg.
Nur wenige betreute Menschen sind in der Lage, über mehrere Jahre eine Liebesbeziehung zu leben. Mit der eigenen Erkrankung beschäftigt, fällt es schwer sich auf andere Menschen und deren Probleme einzulassen. Umso mehr freuen wir uns, dass es die Beiden geschafft haben und damit auch vielen anderen betreuten Menschen Hoffnung geben.
Wir wünschen Familie Mühlberger für ihre gemeinsame Zukunft alles Liebe und Gute!!!
Mein Lebenstraum: Stammgast im Cafe
Herr S. möchte gerne selbst bestimmen, wann und wie oft er zum Kaffeetrinken geht. Da er eine Begleitperson braucht, ist er immer davon abhängig wann jemand Zeit für eine Einzelbetreuung hat und ob ein Dienstfahrzeug frei ist. Aus diesem Grund ist Herr S. sehr dankbar wenn Frau Maria Jäger – eine ehemalige Mitarbeiterin des St. Georghofes – ihn besucht und mit ihm am liebsten ins Cafe Greinwald nach Marktoberdorf fährt.
Im Alltag ist er im Wohnheim und in der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) ständig von vielen Menschen umgeben. Umso mehr kann er die ruhige Atmosphäre in einem schönen Kaffeehaus genießen. Der Duft eines „Kännchen Kaffees“, dazu ein kunstvolles Stück Torte, eine Zeitung, Leute anschauen … herrlich! Und wenn dann noch ein lieber Mensch dabeisitzt mit dem man den Moment teilen kann … was gibt es Schöneres!?
Viele Jahre hat Frau Maria Jäger ihm diese schönen Momente ermöglicht und mit ihm geteilt, vielen Dank dafür. Wir danken:
• Fr. Jäger für ihr ehrenamtliches Engagement,
• Fam. Hiemer vom Cafe Greinwald
Mein Lebenstraum: Künstlerin
Frau M. ist vielen, die sie kennen als Künstlerin bekannt.
Vor ihrer Erkrankung konnte Fr. M. von dem Erlös ihrer Gemälde ihren Lebensunterhalt bestreiten. Leider musste Fr. M. aufgrund ihrer Erkrankung für einige Jahre stationär im St. Georgshof leben, doch die Malerei hat sie nie aufgegeben, auch weil sie ihr immer wieder Kraft gegeben hat.
Seit 2010 lebt und arbeitet Fr. M. in ihrer eigenen Wohnung und genießt ihr selbstbestimmtes Leben. Sie absolvierte 2014 eine Qualifizierungsmaßnahme, in der Psychiatrie-Erfahrene zu MitarbeiterInnen in psychosozialen Diensten als „EX-IN Genesungsbegleiter/innen“ ausgebildet wurden. Sie arbeitet seit 2015 als EX-IN Genesungsbegleiterin beim Sozialpsychiatrischen Dienst (SPDI) in Weilheim und leitet dort Mal- und Gesprächsgruppen.
Mein Lebensraum: Schlagersängerin
Sie kennt viele Schlager – Lieder von früher und einige von heute. Sie kann die Strophen mitsingen und hat hier ein hervorragendes Gedächtnis. Bei einem Kroatienurlaub erzählte sie uns, dass sie sich früher sehr schick gekleidet habe und immer hohe Schuhe getragen hätte. Das dies stimmt, wurde erst im Schuhladen sichtbar: Sie schwebte schier auf ihren neuen roten Pumps durch den Laden. (Hatten wir ihr einfach nicht zugetraut !!!!!!!)
Das rote Kleid war schnell bestellt und den Hut hatte sie sich schon in Kroatien besorgt.
Lebensträume wird ermöglicht durch Spenden
Dafür sind wir sehr dankbar und freuen uns über Ihre Unterstützung.
Sparkasse Allgäu IBAN: DE30 7335 0000 0240 0092 66
Verwendungszweck „Projekt Lebensträume".
Als Körperschaft des Öffentlichen Rechts sind wir nach § 44a Abs. 4 und 8 EStG berechtigt, Ihnen eine Spendenbescheinigung auszustellen. Sie können jede Spende beim Finanzamt geltend machen. Falls Sie eine Spendenbescheinigung erhalten möchten, benötigen wir weitere Angaben (Name, Vorname, Anschrift).
Besonders wichtig ist diese Frage für Menschen, die aufgrund von Erfahrungen und Erkrankungen seelisch erkrankt sind und nicht selbstbestimmt leben können. Die in dieser Ausstellung abgebildeten Menschen leben im und arbeiten am St. Georgshof, einer Einrichtung des BRK Ostallgäu und in ambulant betreuten Wohnungen (ABW) in Marktoberdorf. Viele von ihnen arbeiten in der Werkstatt für Behinderte, wie unweit in der Wertachtal Werkstatt.
Schwere Erkrankungen wie Schizophrenie, Depression, oft im Zusammenhang mit geistigen Beeinträchtigungen führten bei ihnen zu einem Bruch im Lebenslauf. Der Aufenthalt in einer Psychiatrie und die Unterstützung durch sozialtherapeutische Angebote ist hier Normalität. Dabei geht es vor allem um die psychische Stabilisierung und die Fähigkeit ein Leben mit der Erkrankung zu meistern.
"Was ist Dein Lebenstraum?" lenkt den Blick auf eine ganz andere Ebene. Die Antwort liegt oft im Verborgenen und es braucht Hilfe und Ermutigung, sie zu finden und zu äußern. Professionelle HelferInnen, ausgebildete Ergo-, Sozial- und KunsttherapeutInnen sowie HeilerziehungspflegerInnen begleiteten die Lebensträumer auf diesem Prozess. Gemeinsam fanden sie eine Bildidee, die diese Frage beantwortet.
Bericht auf Allgäu.TV über die Lebensträume (01.02.2018)
>>> Link zum Bericht (Bericht beginnt bei Minute 24:51)