Haus Schimmelreiter: Mobilitätstraining mit 9-Euro-Ticket

BRK Haus Schimmelreiter

Für Cornelia Steinbeck kam das 9-Euro-Ticket gerade zum richtigen Zeitpunkt. Sie leitet das Haus Schimmelreiter in Wertach, eine Einrichtung für psychisch beeinträchtige Menschen des BRK Kreisverbands Ostallgäu. „Nach den Corona-bedingten Einschränkungen der beiden zurückliegenden Jahre konnten die Bewohnerinnen und Bewohner dank dieses günstigen Tickets endlich wieder selbständig mehr unternehmen“, sagt sie. Abgesehen von den vom Haus Schimmelreiter angebotenen Ausflügen sind die Bewohner auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, um mobil zu sein.

Die Menschen im Haus Schimmelreiter hatten sich während der langen Pandemiezeit schon damit abgefunden, dass wegen der Hygieneauflagen nicht mehr viel ging. „ Da hat sie das 9-Euro-Ticket regelrecht motiviert, auch auf eigene Faust etwas zu unternehmen“, beobachtete Cornelia Steinbeck. Vorausgegangen war der Beschluss im Mitarbeiterteam: Alle, die es wollten und sich zutrauten, mit dem 9-Euro-Ticket Ausflüge in Eigenregie zu unternehmen, konnten zu zweit oder in der Gruppe losziehen. Natürlich mit der Auflage, ein Handy für Notfälle in der Tasche zu haben.

Nach Immenstadt, Kempten und Lindau

Bewohner Robert Batz führte sein erster Ausflug von Wertach nach Immenstadt und weiter mit dem Ringbus nach Bühl am Alpsee. „Das hat super geklappt“, erzählte er zufrieden und ergänzte schmunzelnd, dass Busfahren eigentlich nicht sein Ding gewesen sei. Zuletzt fuhr er damit in den 80er Jahren. Weitere Fahrten gingen nach Kempten auf den Flohmarkt und nach Lindau zum Bummeln und Pizza essen.

Viel erlebt hatten Natsu Achstettner und Rene Kroege auf ihren gemeinsamen Ausflügen. Sie fuhren bis nach Pforzheim und Moosbach in Baden-Württtemberg, der Heimat von Natsu Achstettner. „Ich habe Rene mein altes Elternhaus gezeigt und wir waren im See schwimmen“, erzählte Natsu Achstettner begeistert. „Ich habe viel erlebt und gelernt, eigenständig zu sein.“ Denn natürlich klappte mal eine Verbindung nicht oder es gab unvermutet Schienenersatzverkehr.

Befreiungsschlag nach Pandemiejahren

„Das 9-Euro-Ticket war wie ein Befreiungsschlag nach den zwei Pandemiejahren“, so Steinbecks Fazit. Es unterstützte die Bewohnerinnen und Bewohner, wieder mobil zu werden, sich der Außenwelt zu öffnen und Vertrauen in sich selbst aufzubauen. „Eine zentrale Aufgabe unserer Einrichtung ist es, die alltagspraktischen Fähigkeiten zu erhalten und zu fördern.“

„Menschen die bei uns sind, haben in der Regel keinen Führerschein oder fahren nicht mehr selber.“ Daher wäre es toll, wenn für das Mobilitätstraining auch in Zukunft ein kostengünstiges Ticket für den öffentlichen Verkehr zur Verfügung stehen würde, ist Steinbecks Hoffnung für die Zukunft.

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