BRK: Offener Treff für geflüchtete ukrainische Familien
Seelische Erholung durch Begegnung und Austausch an einem sicheren Ort
„Die Treffen im Haus der Begegnung in Marktoberdorf waren für mich wie eine kleine ukrainische Insel“, sagte eine Teilnehmerin. Sie nutzte das offene Angebot des Familienstützpunkts Marktoberdorf, um einmal in der Woche mit anderen geflüchteten ukrainischen Familien zusammen zu kommen und sich auszutauschen. „Wir boten in unseren Räumen den sicheren Rahmen für den Austausch ihrer Erlebnisse und waren mithilfe einer Dolmetscherin Ansprechpartner für die verschiedensten Belange der Familien“, erklärten die beiden Projektleiterinnen Ingrid Seelos vom Familienstützpunkt Marktoberdorf und Martina Fischer vom Familienstützpunkt Obergünzburg. Für die Kinder gab es währenddessen Angebote zum Spielen und Basteln. Nun endet das Projekt und die Verantwortlichen ziehen ein überaus positives Fazit.
„Wir bedanken uns bei der Familie Wittelsbach. Durch ihre großzügige finanzielle Unterstützung wurde das knapp einjährige Projekt ‚Offener Treff‘ überhaupt erst möglich“, sagt Renate Dantinger, Sachgebietsleitung Pflege und Soziales beim Roten Kreuz Ostallgäu und Träger der beiden Familienstützpunkte. Vom ersten Treffen im Mai 2022 bis Ende März trafen sich im Haus der Begegnung in Marktoberdorf sowie in der Gutbrodstraße in Obergünzburg durchschnittlich zwischen zehn und 20 Erwachsene und Kinder pro Woche.
Kennenlernen des deutschen Alltags
In den ersten Monaten war es der Wunsch der Familien, kreative Angebote für die Kinder anzubieten, während für die Erwachsenen das gegenseitige Kennenlernen und der Austausch im Vordergrund standen, blicken Martina Fischer und Ingrid Seelos zurück. „Wir unterstützten mit Hilfe unserer Dolmetscherinnen und lieferten Informationen zu den verschiedensten Themen und Angeboten, die die Geflüchteten im deutschen Alltag benötigten. Dazu zählten ganz praktische Dinge wie z.B. die Verantwortlichkeiten der Behörden, welche Dienste leistet das Jobcenter, was ist Schulsozialarbeit oder wie ist die Führerscheinregelung für Ukrainerinnen und Ukrainer.“ Im Laufe der Zeit standen dann bei den Erwachsenen immer mehr das Erlernen und Vertiefen der deutschen Sprache im Vordergrund. Die Kinder dagegen fanden zunehmend Anschluss in der Schule, im Kindergarten und in den örtlichen Vereinen.
Neben gemeinsamen St. Martins- oder Weihnachtsfeiern ist Martina Fischer noch eine Aktion in besonderer Erinnerung. Nämlich der Wunsch der ukrainischen Familien, die eigene Kultur beim Obergünzburger Marktfest im vergangenen September zu präsentieren. „Gemeinsam gestalteten wir traditionelle ukrainische Haarkränze und boten sie an einem eigenen Marktstand an.“
Wie sieht die Zukunft aus?
Auf die Zukunft angesprochen gibt es kein einheitliches Bild unter den Geflüchteten. „Manche möchten sich hier etwas aufbauen, für andere ist es ungewiss, ob sie in Deutschland bleiben werden und einige haben trotz der nach wie vor bestehenden Kriegssituation schon wieder die Rückkehr in die Ukraine angetreten“, berichtet Martina Fischer. Besonders hat sich Ingrid Seelos auch über eine Einladung in die Ukraine gefreut und dass manche der Ukrainischen Familien davon träumen, wenn alles vorbei ist, wiedermal als Gast nach Deutschland zu kommen. „Die Menschen sind dankbar, dass sie nach Deutschland kommen durften und möchten unsere Gastfreundschaft in Friedenszeiten erwidern.“
Zum Projektende zieht Ingrid Seelos das Fazit, wie kostbar es sein kann, Raum und Möglichkeiten für Begegnungen zu schaffen. Die Geflüchteten wurden dadurch von Mal zu Mal vertrauter miteinander und es entstanden wertvolle Freundschaften. „Die ukrainischen Familien konnten sich so nicht nur gegenseitig kennenlernen, sondern auch vernetzen und unterstützen, indem erlangte Informationen untereinander ausgetauscht wurden“, ergänzt Kollegin Fischer. Während eine Teilnehmerin mit Hilfe der Dolmetscherin Nataliia Balleisen dankbar äußerte: „Ich konnte mich in der gastfreundlichen Atmosphäre seelisch erholen.“
Der offene Treff für geflüchtete ukrainische Familien wurde sowohl am Familienstützpunkt Marktoberdorf als auch am Familienstützpunkt Obergünzburg gut angenommen. Der wöchentliche Treff bot Raum für Begegnung, Austausch und Informationen an einem sicheren gemütlichen Ort.