„Es ist ein bereicherndes Erlebnis, wenn jemand, der sich nicht mehr mitteilen kann, plötzlich die Lippen mitbewegt.“

Seit zehn Jahren singe ich mit Bewohnern des Gulielminetti Seniorenwohn- und Pflegeheims in Marktoberdorf. Ich habe dieses ehrenamtliche Angebot entwickelt, als ich mit Beginn meines Ruhestands nach Marktoberdorf gezogen bin. Ich wollte mich gerne gesellschaftlich einbringen. In meiner räumlichen Nähe liegt das Gulielminetti-Haus und ich war mit meinem Anliegen bei Frau Dauner, Heimleitung im Gulielminetti, sehr willkommen.

Über die Jahre habe ich eine Liedermappe mit alten, bekannten Volksliedern zusammengestellt und besuche einmal in der Woche die Seniorinnen und Senioren im Gulielminetti-Heim. Zwischen zehn und fünfzehn Bewohner nehmen teil und wir singen Lieder aus deren Schulzeit, die im Langzeitgedächtnis noch gut verhaftet sind. Über die Lieder bekomme ich Zugang zu den Menschen und besonders schön ist es, wenn wir gemeinsam über Dinge lachen können. Ein nettes Erlebnis hatte ich mit einem Herrn, der immer das sang, was ihm gefallen hat und nicht das, was wir anderen alle gesungen haben. Ein anderer Herr sagte am Ende eines Vormittags gar zu mir: „Sie melde ich beim Fernsehen an“. Ein besonderes Erlebnis war für mich, als ein Bewohner, der sich sonst nicht mehr mitteilen konnte, plötzlich beim Singen anfing, die Lippen mit zu bewegen.

Durch meine ehrenamtliche Mitarbeit im Gulielminetti habe ich sehr viel an Erfahrung im Umgang mit älteren und dementen Menschen gewonnen. Mit Offenheit, Humor und ehrlicher Zuwendung kann ich Vertrauen zwischen mir und den Bewohnern aufbauen. Für mich ist es eine schöne, persönliche Bereicherung und ich gehe jeden Donnerstag zufrieden vom Gulielminetti nach Hause. Mein Wunsch ist es, dass sich weitere Menschen bei solchen Aufgaben einbringen.