Ein Leben mit Höhen und Tiefen
Betreuerin Karin Seemann sorgt für Entspannung im Gulielminetti-Haus
„Ich lebe gerne“, sagt Theresia Unsinn und strahlt wie ein junges Mädchen. Dabei blickt sie tatsächlich schon auf 104 Lebensjahre zurück. „Ich freue mich über jeden Tag, wenn die Menschen gut zu mir sind.“ Zu den Guten gehört Karin Seemann. Die Mitarbeiterin in der sozialen Betreuung des Gulielminetti-Seniorenheims beendete bei Theresia Unsinn soeben die Klangschalenmassage. Behutsam entfernte sie zwei große Klangschalen, die auf oder an dem bekleideten Körper aufgesetzt waren. Eine kleine Schale, die sogenannte Herzschale, hielt Karin Seemann während der Massage ohne jegliche Berührung über den Körper. „Mit einem Filzklöppel spiele ich die Schalen an und erzeuge dabei breitflächige Schwingungen“, erklärt sie.
Theresia Unsinn kennt den Ablauf und konzentrierte sich auch dieses Mal schnell auf die Klangquellen. Karin Seemann ist zufrieden: „Sie haben tief geatmet, waren ganz entspannt und haben sogar ein bisschen geschlafen. Die Klangschalenmassage beruhigt mich, sagt Theresia Unsinn. „Ich fühle mich wohl dabei und kann die guten Gefühle danach austeilen.“
Ich finde es berührend, wenn die Klangschalenmassage den Bewohnern guttut, sagt Karin Seemann. „Meine Tätigkeit als Betreuerin ist sehr emotional.“ Sie arbeitet seit 1998 in der Senioreneinrichtung des BRK-Kreisverband Ostallgäu. Erst in der Hauswirtschaft tätig hatte sie bald das Bedürfnis, noch näher am Menschen zu sein. Doch ihre Pläne wurden zunächst von einer schweren Erkrankung durchkreuzt. „Meine Kolleginnen und Kollegen haben sich damals rührend um mich gekümmert. Sie haben mich besucht und sogar Kassetten für mich besprochen, als ich im Koma lag“, ist sie noch heute dankbar.
Sie schaffte die Rückkehr ins Berufsleben und Einrichtungsleitung Renate Dauner ermöglichte ihr die Fortbildung zur Pflegehelferin. 2010 wechselte Karin Seemann nach einer weiteren Fortbildung als Betreuungsassistentin in die soziale Betreuung. „Da bin ich richtig am Platz.“ Sie findet es spannend, herauszufinden, was der Mensch gerade möchte, und das möglichst zu erfüllen.
Pflegedienstleiter Daniel Kahl bekräftigt Seemans Gabe. „Sie kann tief in die Bewohner hineinblicken.“ Und noch ein Hobby von Karin Seemann kommt ihrem Arbeitgeber zugute. „Sie ist die Sängerin im Hause und im Mitarbeiterchor aktiv“, verrät Claudia Schien, Leitung der Sozialen Betreuung. Der Chor tritt sogar an Festen des Gulielminetti-Hauses auf und bereicherte den ökumenischen Gottesdienst im November. Für Karin Seemann gilt der Satz von Bewohnerin Theresia Unsinn gleichermaßen: „Ich freue mich auf jeden Tag, genieße ihn und bin dankbar.‘“